UTZ-zertifiziert. Was heißt das eigentlich? Wir haben nachgefragt.

11.09.2018 von Petra Lesedauer: ca. 5 Minuten

Liebe Blogleser,

etwa 10.000 Tonnen Kakaomasse benötigen wir pro Jahr zur Herstellung unserer Schokolade. Wir wollen, dass alle an der Wertschöpfungskette Beteiligten ein zufriedenstellendes Einkommen und sichere Arbeitsplätze haben. Und dass die Umwelt vom Anbau der Rohstoffe bis zum fertigen Produkt geschützt wird. Seit Anfang 2018 beziehen wir für unser gesamtes Sortiment ausschließlich zertifiziert nachhaltigen Kakao.
Ein Großteil davon stammt von UTZ-zertifizierten Bauern. Aber was bedeutet das eigentlich? Ich habe darüber mit Stephanie Gerteiser, Market Development Managerin bei UTZ, gesprochen, um mehr über dieses Siegel zu erfahren.

Stephanie, was ist UTZ eigentlich genau?
UTZ ist ein Programm für den nachhaltigeren Anbau von Kaffee, Kakao, Tee und Haselnüssen. Alles begann 2002 mit einer einzigen Kaffeefarm in Guatemala, heute ist UTZ das weltweit größte Zertifizierungsprogramm für Kakao und Kaffee. Im Januar dieses Jahres hat sich UTZ mit der Rainforest Alliance zusammengeschlossen. Damit wollen wir die Zertifizierung für Bauern vereinfachen und günstiger gestalten sowie unser Nachhaltigkeitsprogramm erweitern. Nächstes Jahr werden wir unseren neuen, gemeinsamen Standard veröffentlichen. Diesen erarbeiten wir aktuell mit den verschiedenen Akteuren, auch aus dem Kakaosektor. Bis zur Veröffentlichung laufen die beiden Programme von UTZ und der Rainforest Alliance parallel weiter.

Wie funktioniert das UTZ-Programm?
Unser Ansatz ist, das Einkommen der Bauern zu steigern sowie die Umwelt- und Sozialbedingungen zu verbessern. Mit dem UTZ-Programm lernen Bauern Anbaumethoden kennen, durch die sie effizienter wirtschaften, ihren Ernteertrag steigern und die Qualität verbessern können. Außerdem zeigen wir Möglichkeiten für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen und den verantwortungsvollen Umgang mit Mensch und Umwelt auf. Ergänzt wird unser System durch eine Prämie. So tragen wir dazu bei, dass sich Ertrag, Einkommen und Lebensbedingungen der Bauern sowie ihrer Arbeiter verbessern und natürliche Ressourcen geschont werden.

Wie viele UTZ-zertifizierte Kakaobauern gibt es und wie viel Kakao produzieren diese?
Weltweit gibt es laut Schätzung der World Cocoa Foundation etwa fünf Millionen Bauern, die Kakao anbauen. Mit mehr als 760.000 von ihnen arbeiten wir zusammen. UTZ-zertifizierte Farmer bauen Kakao auf einer Fläche von 2,7 Millionen Hektar in 21 Ländern an – vor allem aber in der Elfenbeinküste, Ghana und Indonesien. Der Ertrag im letzten Jahr: Knapp 1,5 Millionen Tonnen UTZ-Kakao.

Wenn man sich zum Beispiel die letzten fünf Jahre ansieht: Wie haben sich diese Quoten entwickelt?
Das UTZ-Kakaoprogramm hat sich sehr positiv entwickelt. Unsere Erhebungen belegen eine kontinuierliche Steigerung der Reichweite. 2013 waren es noch weniger als sieben Prozent der Kakaobauern weltweit, die UTZ-zertifiziert waren. Diese Zahl hat sich mittlerweile mehr als verdoppelt und liegt heute bei über 15 Prozent.


Welche Anforderungen stellt UTZ an die Bauern?
Um die UTZ-Zertifizierung zu erhalten, müssen Bauern eine Vielzahl an ökonomischen, sozialen und ökologischen Kriterien erfüllen. Diese sind in unserem Code of Conduct festgeschrieben. Für UTZ ist Produktivität ein wesentlicher Ansatz, um Einkommen zu steigern. Aus diesem Grund dreht sich ein Großteil der Richtlinien im Code of Conduct um Fragen der Agrarpraxis und des Farmmanagements. Darüber hinaus müssen die Bauern Standards zu Umweltschutz und Arbeitsbedingungen einhalten, so zum Beispiel sauberes Trinkwasser und Sanitäranlagen für Arbeiter zur Verfügung stellen und Kinderarbeit unterbinden.

Wie kann die Einhaltung der Kriterien kontrolliert werden?
Um die Einhaltung des Code of Conduct sicherzustellen, durchlaufen die Bauern regelmäßig Kontrollen durch das interne Managementsystem ihrer Kooperative. Zudem werden sie regelmäßig von unabhängigen Auditoren überprüft. In der Praxis bedeutet das, dass Auditoren eine Kooperative und deren Bauern besuchen. Sie prüfen alle Aufzeichnungen und untersuchen die Anbaupraktiken sowie Arbeitsweisen, verschaffen sich einen Einblick in das Tagesgeschäft und befragen Mitarbeiter. Werden Lücken in der Einhaltung des Code of Conduct entdeckt, können die Bauern in diesen Bereichen Maßnahmen zur Verbesserung ergreifen. Schwere Verstöße führen zu einer Aberkennung der UTZ-Zertifizierung.


Welche Vorteile bringt es für Bauern, sich nach UTZ zertifizieren zu lassen?
Zahlreiche unabhängige Studien belegen: Nachhaltige Anbaupraktiken führen zu höheren Erträgen. Gemeinsam mit effizientem Farmmanagement trägt dies zu einem besseren Einkommen bei. Die Einhaltung grundlegender Sozialstandards sowie Maßnahmen im Bereich Arbeitssicherheit verbessern zudem die Bedingungen für Arbeiter und schützen die Gesundheit. Und die Bewahrung der natürlichen Ressourcen wie Wasser und Wälder wirkt sich positiv auf die Umwelt und die direkte Umgebung einer Farm aus, kommt also auch den Farmern, Arbeitern und ihren Familien zugute.

Was bedeutet es, wenn ein Produkt / ein Rohstoff UTZ-zertifiziert ist?
Immer mehr Verbraucher legen Wert auf Nachhaltigkeit – und erwarten von der Lebensmittelindustrie, dass sie sich entsprechend engagiert. Dass das funktioniert, zeigen die steigenden Zahlen für zertifizierten Kakao und Kakao-Produkte. Die Verbraucher, die ein solches Produkt erwerben, leisten einen wichtigen Beitrag und beteiligen sich aktiv daran, dass sich die Lebensbedingungen der Farmer in den Anbauländern verbessern, dass die Arbeiter bessere Arbeitsbedingungen vorfinden und dass die Umwelt geschont wird.

Wo liegen Ihrer Meinung nach die zentralen Herausforderungen im Kakaoanbau?
Instabile Preise, Marktschwankungen und Anbaumethoden sind wichtige Faktoren, die das Einkommen der Bauern beeinflussen. Eine Zertifizierung setzt dem etwas entgegen, indem sie Bauern mit Wissen und Möglichkeiten ausstattet, um ihr Einkommen und damit die Lebensumstände ihrer Familie zu verbessern – indem sie bessere und nachhaltigere Anbaumethoden anwenden, effizienter agieren und sich besser vernetzen. Es gibt jedoch auch eine Reihe gesamtgesellschaftlicher Herausforderungen in den Anbauregionen, wie zum Beispiel den Klimawandel, Kinderarbeit, Entwaldung und Armut. Diese können nicht allein durch Zertifizierungsprogramme gelöst werden.

Sondern? Was ist aus Ihrer Sicht nötig, um diese allgemeinen Probleme zu lösen?
Es müssen alle Beteiligten der Lieferkette gemeinsam daran arbeiten, die Lebens- und Arbeitsbedingungen in den Anbauregionen zu verbessern. Das heißt neben Bauern und Unternehmen auch NGOs und vor allem die Regierungen der kakaoanbauenden Länder. In letzter Zeit sind eine ganze Reihe wichtiger Plattformen für die Zusammenarbeit entstanden, zum Beispiel das Forum Nachhaltiger Kakao oder CocoaAction, eine Initiative der World Cocoa Foundation. Das UTZ-Programm beteiligt sich – wie RITTER SPORT ja auch – aktiv an diesen Plattformen, auf nationaler wie auf globaler Ebene.

Vielen Dank, dass Sie sich Zeit für uns genommen haben, Stephanie. Ich glaube, es ist deutlich geworden, warum die Umstellung auf 100 Prozent zertifiziert nachhaltigen Kakao für uns so ein wichtiger Schritt ist. Unser Weg ist damit noch nicht zu Ende, denn wir wollen verstärkt selbst in den Ursprungsländern aktiv werden, wie es euch mein Kollege Giovanni vor kurzem erklärt hat. Falls Ihr Fragen an Stephanie habt, hinterlasst uns doch gerne einen Kommentar.

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