100 Prozent zertifiziert nachhaltig. Und nun? Wie es weitergeht:

09.08.2018 von Petra Lesedauer: ca. 3 Minuten

Liebe Blogleser,

seit Anfang 2018 beziehen wir für alle Sorten und unser gesamtes Sortiment zu 100 Prozent zertifiziert nachhaltigen Kakao. Übrigens als erster großer Tafelschokoladehersteller. Diese Umstellung unseres gesamten Kakaobezugs auf ausschließlich zertifiziert nachhaltige Ware ist für uns ein echter Meilenstein und zugleich „nur“ ein Etappenziel auf dem Weg zu größtmöglicher Transparenz. Wie es danach nun weitergeht, darüber habe mich mit meinem Kollegen Giovanni unterhalten, der maßgeblich für den Kakaoeinkauf bei uns verantwortlich ist.

Qualitätskontrolle: Meine Kollegen Jaume vom Cacao-Nica Programm und Giovanni in der Ankaufs- und Trocknungsstation.

Giovanni, das Ziel, nur noch zertifiziert nachhaltigen Kakao zu beziehen, haben wir ja nun erreicht. Warum ist das Thema damit nicht erledigt?

Die Umstellung war auf jeden Fall ein sehr wichtiger Schritt, aber wir wollen mehr. Wir wollen genau wissen, woher unser Kakao stammt und wie er angebaut wird, das heißt unter welchen sozialen und ökologischen Bedingungen. Einen Teil unseres Kakaos – aktuell rund 60 Prozent – beziehen wir direkt von Bauern und Kooperativen, zu denen wir unmittelbare Kontakte aufgebaut haben. Den Rest kaufen wir als zertifiziert nachhaltige Ware am Weltmarkt. Diesen Anteil wollen wir mittelfristig auf ein Minimum reduzieren. Und dazu brauchen wir weitere persönliche und langfristige Partnerschaften mit Bauern und Kooperativen.

Und hier kommst du ins Spiel, richtig?

Ja, gemeinsam mit Kollegen in unterschiedlichen Anbauregionen ist es unsere Aufgabe, weitere Partnerschaften aufzubauen, Lieferbeziehungen zu etablieren, neue Programme zu identifizieren und vor allem auch die Wirksamkeit, dessen, was wir vor Ort tun, zu überprüfen und zu unterstützen.

Wenn es sein muss, legt Giovanni auch mal selbst Hand an. 🙂

Worin liegen denn aus deiner Sicht die Vorteile dieses Direktbezugs?

Das lässt sich am besten mit den Worten Transparenz und Wirksamkeit zusammenfassen. Transparenz bedeutet, wir wissen von wem und unter welchen Bedingungen unser Kakao angebaut wird. Das heißt, wir wissen auch, wo die jeweiligen Bauern besondere Unterstützung brauchen. Und können da ganz konkret und mit den Partnern vor Ort abgestimmt ansetzen. Das meinen wir mit Wirksamkeit. Ich weiß aus Erfahrung, mit mehr Geld allein ist es oftmals nicht getan.

Sondern? Wo gibt es deiner Ansicht nach besonderen Handlungsbedarf?

Das ist je nach Anbauregion verschieden. Wissensvermittlung steht sicher ganz oben auf der Agenda. Das beginnt bei der Professionalisierung des Anbaus und der Baumpflege. Wie muss ich meine Bäume schneiden, um die Erträge zu verbessern. Auch die Verjüngung der Baumbestände spielt eine wichtige Rolle. Viele Kakaobäume sind sehr alt und bringen kaum noch Ertrag. Jeder, der einen alten Apfelbaum im Garten hat, weiß, dass je älter der Baum wird, desto weniger Äpfel trägt er. Das ist beim Kakao nicht viel anders.

Giovanni im Gespräch mit Kakaobauern in Westafrika.

Eine wichtige Anbauregion für Kakao ist ja Westafrika. Wie ist denn die Situation dort?

Die ist vor allem durch viele Zwischenhändler geprägt, die alle am Kakao verdienen wollen. Bei dem einzelnen Bauern, der ja ganz am Anfangdieser doch sehr komplexen Wertschöpfungskette steht, kommt dann leider viel zu wenig an. Mit all den negativen Folgen. Außerdem verhindert es natürlich eben jene Transparenz, die uns so wichtig ist. Deshalb arbeiten wir so intensiv daran, gerade auch in Westafrika direkte Lieferpartnerschaften zu etablieren. In der Elfenbeinküste ist uns das zusammen mit Partnern, die seit langem vor Ort arbeiten, bereits gut gelungen. Zusätzlich werden wir künftig mit einer Ansprechpartnerin in der Region präsent sein, um in erster Linie weiterhin Vertrauen aufzubauen. Wir werden die Situation im Kakaoanbau nur verbessern, wenn wir dorthin gehen, wo der Kakao angebaut wird. Wir nennen das immer „in den Ursprung“ und meinen damit, wirklich am Beginn der Wertschöpfungskette anzusetzen. Das ist dann eben mehr als „nur“ zertifiziert nachhaltigen Kakao zu beziehen. Nicht immer einfach, mitunter langwierig, aber erfolgversprechend.

Giovanni, vielen Dank, dass du dir Zeit für mich und unsere Blogleser genommen hast. Halte uns bitte weiter auf dem Laufenden.
Und wenn ihr Fragen an Giovanni habt, hinterlasst doch einfach einen Kommentar.

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6 Kommentare
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  1. Martin Mustermann sagt:
    14.08.2018 um 09:38 Uhr

    Find ich gut!

    1. Gianna (RITTER SPORT Team) sagt:
      14.08.2018 um 11:39 Uhr

      Danke! 🙂

  2. Peter Pan sagt:
    14.08.2018 um 09:38 Uhr

    Toll!

    1. Marcos sagt:
      07.09.2018 um 20:01 Uhr

      Sie schreiben UTZ und Fairtrade überprüfen die Einhaltung. Warum tragen die Verpackungen dann kein Fairtrade-Label? Oder anders gefragt: Was müsste noch passieren, damit man das Fairtradelolgo benutzen darf? Würde gerne Ritter Sport unterstützen. Wenn das Fairtrade Logo jedoch fehlt stimmt ja immer noch etwas nicht.

    2. Petra (RITTER SPORT Team) sagt:
      24.09.2018 um 11:25 Uhr

      Hallo Marcos, wir verstehen, dass Siegel für viele Verbraucher eine wichtige Orientierung bieten. Dass Ritter Sport auch nach der Umstellung auf 100 Prozent zertifiziert nachhaltigen Kakao kein Siegel tragen wird, hat unterschiedliche Gründe: Zum einen verwenden wir nicht nur Kakao eines einzelnen Zertifizierers, sondern von mehreren. Wobei die Welt der Siegel sich aktuell stark verändert, wie wir am Zusammenschluss von Rainforest Alliance und UTZ sehen. Zum anderen sind Veränderungen der Verpackung bei unserer Produktvielfalt eine erhebliche Investition und kurzfristig nicht umsetzbar. Zumal die Folien mit großem zeitlichen Verlauf und auf Vorrat produziert werden. Diese nicht weiter zu verwenden, widerspricht unserer Überzeugung von Nachhaltigkeit.
      Das klassische Fairtrade-Siegel kommt für uns nicht infrage, weil damit auch verbunden wäre, dass wir zum Beispiel anstatt deutschen Rübenzuckers, Fairtrade Rohrzucker von weit her beziehen müssten (Regel: All that can be Fairtrade must be Fairtrade). Das wäre aus unserer Sicht alles andere als nachhaltig. Anders sieht es beim Siegel des Fairtrade Kakaoprogramms aus. Dabei geht es jedoch um den Rohstoffeinkauf und nicht um die Zertifizierung von Endprodukten. Da die Menge des Kakaos, den wir über Fairtrade beziehen zudem aktuell kontinuierlich größer wird, halten wir ein solches Siegel eher für irreführend als für hilfreich.
      Wir hoffen, wir konnten dir hier weiter helfen. Viele Grüße, dein RITTER SPORT Team

    3. Flo sagt:
      01.11.2018 um 00:10 Uhr

      Gute Erklärung, vielen Dank 🙂