Die Mischung macht’s – Kakaoanbau im Agroforstsystem

02.06.2017 von Petra Lesedauer: ca. 4 Minuten

Liebe Blogleser,

wenn ihr Bens Reisebericht aus Nicaragua gelesen und euch sein Video angeschaut habt, dann habt ihr gesehen, dass auf unserer Plantage nicht nur Kakao wächst. El Cacao ist in vielfacher Hinsicht etwas Besonderes. Der wichtigste Aspekt für den nachhaltigen Anbau ist der Aufbau eines Agroforstsystems, also eine Kombination land- und forstwirtschaftlicher Methoden. Um euch zu erklären, was das eigentlich bedeutet, habe ich mir Unterstützung bei meinem Kollegen Hans geholt. Hans ist Agrar-Ingenieur und unser Fachmann, wenn es ums Thema Agroforstwirtschaft geht.

Der agroforstwirtschaftliche Anbau kombiniert land- und forstwirtschaftliche Methoden. Hans, erklär uns doch bitte mal, was das konkret bedeutet.

„Das heißt, zwischen dem Kakao werden große Bäume verschiedener Arten wie Mahagoni und mittelamerikanische Inga-Arten angepflanzt. Die Bäume dienen als Schattenspender, für ein gesundes Plantagenklima und als Windschutz für den Kakao. Mehrjährige Büsche wie Gandul schützen den Boden und den Kakao vor direkter Sonneneinstrahlung und tragen zur Verbesserung der Bodenqualität bei. Für eine langfristige Bewirtschaftung müssen alle Pflanzen in der Agroforstwirtschaft sorgfältig gepflegt werden, nicht nur der Kakao. Jede einzelne Pflanze in diesem System hat eine eigene Funktion und bietet auf verschiedenen Etagen Lebensraum und Nahrung für eine große Vielfalt an Tieren.“

Beispiel für einen Pflanzplan. Im Agroforstsystem hat jede Pflanze ihre eigene Funktion.

Welche Vorteile hat diese Form des Anbaus?

„Zunächst einmal dient sie ganz grundsätzlich dem Erhalt und der Förderung der Artenvielfalt. Das Nebeneinander unterschiedlicher Pflanzen hilft uns aber auch, ein gesundes Mikroklima zu schaffen, größere Klimaschwankungen auf der Plantage zu reduzieren und nützliche Tierarten für den Schutz und die Bestäubung des Kakaos zu fördern. Kakao ist nämlich eine ziemlich anspruchsvolle und empfindliche Pflanze. Außerdem reguliert diese Art des Anbaus den Wasserhaushalt und schützt den Boden vor Erosion.“


So sieht das Nebeneinander unterschiedlicher Pflanzen vor Ort auf unserer Plantage El Cacao aus.

Die Qualität des Bodens ist ohnehin ein wichtiger Faktor für den Kakaoanbau, richtig?

„Ja, das ist richtig. Und die Agroforstwirtschaft leistet einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der Bodenqualität, indem sie den Humusaufbau und damit die langfristige Bodenfruchtbarkeit fördert. So reduzieren wir auf natürliche Art und Weise den Bedarf an Düngemitteln. Die Mischkultur bietet außerdem Lebensraum für nützliche Mikroorganismen, die für eine natürliche Schädlings- und Krankheitsbekämpfung wichtig sind.“

Wie unterscheidet sich Agroforstwirtschaft vom Anbau in Monokulturen?

„Die Agroforstwirtschaft ermöglicht den langfristigen Anbau von Nutzpflanzen und den Schutz der natürlichen Ressourcen, sodass auch künftigen Generationen die Flächen zu Verfügung stehen. Bei Monokulturen wird – wie der Name schon sagt – eine einzige Pflanzenart auf großen Flächen angebaut. Die Folge ist, dass Lebensräume für Tiere und Pflanzen verschwinden und die Artenvielfalt ganz massiv zurückgeht. Weil keine Bäume oder Sträucher erhalten werden, sind die Felder zum Beispiel Sonne und Wind extrem ausgesetzt, das Wasser verdunstet sehr schnell und wird bei Regen im Boden kaum gehalten. Der Boden verliert Nährstoffe durch Auswaschung, die Erosion trägt zusätzlich Boden ab und die Fruchtbarkeit wird langfristig geschädigt. Ein agroforstwirtschaftlicher Anbau, wie wir ihn auf El Cacao betreiben, wirkt diesen Faktoren gezielt entgegen.“

Anbau in Monokultur – hier das Beispiel Sojabohnen © Vladimir Gerasimov, fotolia.com

Hat der Anbau in Monokulturen auch Vorteile?

“Unter dem Gesichtspunkt kurzfristiger Gewinnmaximierung vielleicht. Langfristig überwiegen unserer Meinung nach aber die Nachteile. Denn ein Anbausystem sollte nach seinen Wirkungen für Mensch, Umwelt und Wirtschaft über einen größeren Zeitraum bewertet werden und zwar auf lokaler, regionaler und globaler Ebene. Bei einer kritischen Analyse landwirtschaftlicher Anbausysteme wird klar, dass nachhaltige Verfahren langfristig definitiv rentabler sind als rein produktionsorientierte, sofern die Akteure alle sozialen, ökologischen und ökonomischen Konsequenzen ihres Handelns auch selbst tragen müssen.“

El Cacao befindet sich ja noch im Aufbau und wir werden erst Ende des Jahres unseren ersten eigenen Kakao ernten. Mit dem Thema Agroforstwirtschaft beschäftigen wir uns im Rahmen unseres Cacao-Nica Programms schon seit vielen Jahren. Die Erfahrungen, die wir dort gemacht haben, fließen nun also auch in unsere eigene Plantage ein?

„Ja, wir sind davon überzeugt, dass die Agroforstwirtschaft im Kakao aufgrund der spezifischen Anforderungen der Kakaopflanzen, des nachhaltigen und umweltverträglichen Charakters der Anbaumethode und der allgemeinen Herausforderungen für den Menschen im 21. Jahrhundert die richtige Entscheidung ist. Die Erfahrungen mit Cacao-Nica bestätigen das.“

Bei der Entscheidung für ein Agroforstsystem auf El Cacao geht es also sozusagen auch um das große Ganze – um unsere Verantwortung für Mensch und Umwelt. Was das für die tägliche Arbeit meiner Kollegen vor Ort bedeutet, darüber werde ich euch hier in meinen nächsten Beiträgen berichten.

Zurück zur Startseite
1 Kommentar
Schreibe einen Kommentar
Pflichtfelder
  1. Wiltrud sagt:
    16.10.2022 um 09:59 Uhr

    Mich würde jetzt endlich interessieren, ob
    sich Perubalsam und andere Zusätze in ihrer Schokolade befinden. Ich esse sehr gern ihre Schokolade und trinke gern Kakao.
    Das zu wissen, ist für mich sehr wichtig. Ich habe eine böse Kontaktallergie.