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Zu Besuch bei Ernesto – Kakaobauer in Nicaragua

17.05.2018 von Petra Lesedauer: ca. 4 Minuten

Liebe Blogleser,

heute möchte ich euch Ernesto vorstelle, den ich auf meiner letzten Reise nach Nicaragua getroffen habe. Ernesto ist einer der rund 3.500 Kleinbauern, mit denen wir im Rahmen von Cacao-Nica zusammenarbeiten. Mich hat dieses Treffen wirklich beeindruckt, denn Ernesto hat sehr offen über die besonderen Herausforderungen, mit denen er konfrontiert ist, aber auch von seinen Zielen und Wünschen für die Zukunft gesprochen. Ich glaube, Ernesto ist ein gutes Beispiel, um euch mal eine Vorstellung vom Leben eines Kakaobauern zu vermitteln. 😊

Ernesto ist stolz auf seine eigene Farm.

 

Ernesto Larios Machado, so sein voller Name, ist 46 Jahre alt und lebt zusammen mit seiner Frau und seinen sechs Kindern in der Nähe des kleinen Ortes Rancho Grande, etwa zwei Autostunden von unserer Ankaufs- und Trocknungsstation in Matagalpa entfernt. Er bewirtschaftet rund neun Hektar Land. Neben Kakaobäumen, die aktuell ein Drittel der Fläche ausmachen, baut er Bohnen sowie Mais und Kaffee für den Eigenbedarf an. 😊

 Familienfoto: Ernesto, seine Frau und ihre fünf Kinder.

 

Ernesto hat die Farm von seinem Vater geerbt. Wirklich gelernt hat er den Kakaoanbau nicht. Auch zur Schule gegangen ist Ernesto nur zwei Jahre, denn in seine Kindheit und Jugend fallen der nicaraguanische Bürgerkrieg und der sich daran anschließende so genannte Contra-Krieg. Auch wenn ich die Geschichte Nicaraguas kenne, wurde mir da erst wirklich bewusst, wie ein zwischenzeitlich 30 Jahre zurückliegender Krieg die Biographie und das Leben der Menschen heute noch beeinflusst.

Mit blauen Bändern haben die Mitarbeiter der Kooperative die Zweige markiert, die Ernesto entfernen muss, damit die Bäume besser tragen.

 

Seine Kakaoplantage bewirtschaftet Ernesto auf traditionelle Weise, die zum Beispiel keinen Baumschnitt kennt. Die Kakaobäume wachsen buchstäblich in den Himmel, was nicht nur die Ernte schwierig macht, sondern auch die Produktivität mindert. Inzwischen weiß Ernesto, dass er die Kakaobäume nicht einfach sich selbst überlassen darf. Als Mitglied der Kooperative Rios de Agua Viva und Cacao-Nica Partner, erhält er fachliche Unterstützung. Zusammen mit den Vertretern der Kooperative führen meine Kollegen Schulungen durch und vermitteln Know-how, zum Beispiel in Sachen Baumpflege.

Mein Kollege Jaume unterstützt Ernesto und die anderen Bauern ebenfalls.

 

Ernestos Ziel ist es, seinen Ertrag deutlich zu steigern. Das Fünffache sei möglich, hat er mir zuversichtlich erklärt. Dafür wird er auch seinen Baumbestand nach und nach erneuern müssen. Denn wie jeder Obstbaum bei uns trägt auch ein Kakaobaum nur eine bestimmte Zeit lang. Nach etwa 30 Jahren gehen die Erträge deutlich zurück. Teil des Cacao-Nica Programm ist es daher auch, den Partnern frisches Pflanzmaterial preiswert zu Verfügung zu stellen. Vielleicht fragt ihr euch jetzt, warum wir das nicht einfach verschenken. Cacao-Nica steht für eine partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen uns als Abnehmer des Kakaos und den Bauern. Partnerschaft bedeutet aber auch, dem anderen auf Augenhöhe zu begegnen und nicht als reicher Wohltäter aufzutreten. Deshalb sind die Leistungen des Cacao-Nica Programms immer auch an Erwartungen geknüpft. Das betrifft, wie mir Ernesto bestätigt, ganz besonders die Qualität des Kakaos. Als Cacao-Nica Partner profitiert er zum Beispiel von garantierten Abnahmemengen und fairen Preisen, im Gegenzug liefert er qualitativ einwandfreien Kakao.

Das Haus, in dem er und seine Familie leben, will Ernesto weiter verbessern.

 

Als ich Ernesto nach seinen Wünschen für die Zukunft frage, zögert er nicht lange: „Meine Kinder sollen studieren. Mein Sohn vielleicht sogar Landwirtschaft, dann kann er eines Tages die Farm übernehmen.“ Dass seine Kinder eine gute Ausbildung erhalten, ist ihm sehr wichtig. Deshalb ist Ernesto auch so stolz auf seine älteste Tochter, die inzwischen 22 ist und ein Stipendium bekommen hat, um in Managua Theologie zu studieren und Religionslehrerin zu werden. Auch ein ganz praktisches Ziel hat Ernesto. Er möchte das Haus, in dem er und seine Familie wohnen, verbessern.

Mich hat die Zuversicht, die Ernesto und seine Familie ausstrahlen, sehr beeindruckt. Ich habe aber auch verstanden, wie wichtig es ist, Kakaobauern wie Ernesto zu unterstützen. Nicht nur materiell, indem er für seinen Kakao anständige Preise erhält, sondern auch mit fachlichem Know-how.

 

Ich freue mich über eure Meinungen und Anregungen in den Kommentaren. 😊

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