Wir lieben Vielfalt
Forschende weisen immer wieder darauf hin, dass der Rückgang der Artenvielfalt eines der drängendsten ökologischen Probleme unserer Zeit ist. Auch der Internationale Tag der biologischen Vielfalt am 22. Mai will die Aufmerksamkeit auf dieses Thema lenken. Ein guter Anlass also, um mal zu schauen, welche Rolle Biodiversität bei uns spielt.
Schokolade ist ein Naturprodukt. Die Zutaten sind allesamt landwirtschaftliche Erzeugnisse. Gerade die Landwirtschaft gilt mit den Anbau in Monokulturen und dem Einsatz von Pflanzenschutzmitteln aber als ein zentraler Verursacher für das weltweite Artensterben. Deshalb machen wir auf unserer Kakaofarm El Cacao ein paar Dinge anders: Wir bauen unseren Kakao im Agroforstsystem an, einer Mischkultur, bei der neben Kakaobäumen andere regionale Baum- und Pflanzenarten angepflanzt werden. Die Bäume dienen nicht nur als Schattenspender für den Kakao, auch die Bodenfruchtbarkeit wird durch den Aufbau einer Humusschicht verbessert und es entsteht Lebensraum für verschiedene Tier- und Pflanzenarten. Wer mehr über das Prinzip der Agroforstwirtschaft wissen möchte, findet hier einen ausführlichen Artikel dazu.
Auf El Cacao gehen wir aber noch einen Schritt weiter und nutzen nur knapp die Hälfte der 2.500 Hektar Gesamtfläche für den Kakaoanbau. Die andere Hälfte sind Wald- und Feuchtgebiete, die dauerhaft unangetastet und geschützt bleiben. Um zu schauen, wie sich die Artenvielfalt nicht nur in diesen tropischen Wäldern, sondern auch in den landwirtschaftlich genutzten Flächen entwickelt, arbeiten wir mit Fachleuten der Universidad Nacional Agraria aus Managua zusammen, die regelmäßig ermitteln, welche Tier- und Pflanzenarten auf El Cacao leben.
Natürlich lässt sich das nicht 1:1 auf den Kakaoanbau weltweit übertragen. Eine Bäuerin, die ein paar Hektar bewirtschaftet, wird nicht die Hälfte davon ungenutzt lassen können. Aber mit dem Prinzip der Agroforstwirtschaft, kann auch sie ihren Kakaoanbau nachhaltiger gestalten. Deshalb spielt dieser Ansatz in all unseren Kakaoprogrammen in Lateinamerika ebenso wie in Westafrika eine zentrale Rolle. Von einem Anbau in ökologisch sinnvollen Mischkulturen profitiert nicht nur die Umwelt, sondern auch die Bäuerinnen und Bauern: Der Kakao wird zum Beispiel weniger anfällig für Krankheiten, also widerstandfähiger und die Forstbäume stellen langfristig zusätzliche Einkommensquellen für die Bäuerinnen und Bauern dar. Landwirtschaft und Artenschutz gehen eben doch zusammen.
Und bei uns? Ein Projekt meiner Kolleginnen und Kollegen aus Breitenbrunn zeigt, dass wir auch hier in Europa etwas für die biologische Vielfalt tun können. Wie ihr vielleicht wisst, haben wir seit einigen Jahren neben Waldenbuch einen zweiten Produktionsstandort in Breitenbrunn in Österreich. Auf dem Gelände wurden rund 6.000 Quadratmeter Grünflächen renaturiert und in Biodiversitätsoasen verwandelt. Dazu wurden dort unter anderem heimische Wildpflanzen ausgesät. Begleitet wurde das Projekt von Fachleuten der Universität Wien, die – ähnlich wie auf El Cacao – die Biodiversität dokumentieren.
Sehr ihr den blau/roten Hydranten? Das ist tatsächlich die gleiche Wiese. Ich bin keine Expertin auf dem Gebiet, aber dass sich hier einiges verändert hat, ist offensichtlich. Breitenbrunn ist ein schönes Beispiel dafür, dass das große Thema Artenvielfalt oft im Kleinen anfängt.
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