Eine Frau steht ihren Mann: Rosibel, Kakaobäuerin in Nicaragua

07.11.2017 von Petra Lesedauer: ca. 3 Minuten

Tatkraft – dieses Wort fällt einem ein, wenn man Rosibel Mesis Zeledón gegenübersteht. Diese Frau ist es gewohnt, die Dinge anzupacken, ihr Leben in die eigene Hand zu nehmen und sie strahlt eine unglaubliche Kraft aus. Rosibel ist eine von 3.500 Kleinbauern, mit denen wir im Rahmen unseres Cacao-Nica Programms für nachhaltigen Kakaoanbau zusammenarbeiten. Eigentlich hatte das Leben einen ganz anderen Plan für Rosibel, wie sie heute als Kakaobäuerin ihren Mann steht und was das alles mit Cacao-Nica zu tun hat, davon möchte ich euch berichten.

Unser nachhaltiger Kakaobezug beruht auf drei Säulen: dem Eigenanbau auf El Cacao, dem Einkauf von zertifiziertem Kakao und dem Direktbezug von uns bekannten Bauern und Kooperativen. Bei diesem Direktbezug spielt vor allem unser Cacao-Nica Programm eine wichtige Rolle. Cacao-Nica gibt es seit fast 30 Jahren und immer standen die einzelnen Kakaobauern im Mittelpunkt. Eine von ihnen ist Rosibel Mesis Zeledón:

Eine ungewöhnliche Frau: Rosibel Mesis Zeledón baut in Nicaragua nachhaltigen Kakao an.

Rosibel ist 46 und lebt in der Gemeinde El Laberinto etwa 75 Kilometer von unserer Ankaufs- und Trocknungsstation entfernt. Aufgewachsen auf der Farm ihres Vaters, kümmert sie sich nach ihrer Heirat um den eigenen Haushalt und die vier Kinder. Die typische Biographie einer Frau in den ländlichen Regionen Nicaraguas. Als ihre Ehe scheitert und Rosibels Mann sie und die Kinder verlässt, ist sie wieder auf die Unterstützung ihrer Eltern angewiesen. Auch das ist kein ungewöhnliches Schicksal für eine Frau in Nicaragua. Eigentlich. Denn Rosibel ergreift die Initiative und tritt einer Genossenschaft bei, die schon lange mit RITTER SPORT zusammenarbeitet. Ein erster Mikrokredit ermöglicht es ihr, ein paar Hektar Land für den Getreideanbau zu kaufen. Sie hat Erfolg und beginnt mit dem Anbau von Kakao.

Rosibel wird Teil des Cacao-Nica Programms, das ihr dabei hilft, agroforstliche Prinzipien für ihren Anbau zu nutzen. Das Ziel von Cacao-Nica ist es ja, in Zusammenarbeit mit den Bauern durch nachhaltige Anbaumethoden die Erträge sowie die Qualität zu verbessern und so das Einkommen der Bauern zu steigern. Rosibel baut Kakao daher nicht in Monokulturen an, sondern zusammen mit Bananen, Mais, Bohnen und größeren Bäumen, die dem empfindlichen Kakao Schatten spenden. Diese Diversifizierung macht den Kakao weniger anfällig für Krankheiten, sichert die Fruchtbarkeit der Böden und nutzt vor allem Rosibel, weil sie so die Erträge und damit ihr Einkommen steigert. Auch die Qualität des Kakaos hat sich im Laufe der Jahre erheblich gebessert. Heute besitzt Nicaragua sogar Edelkakao-Status.

Rosibels Kakaoplantage im Verlauf von vier Jahren (2011 bis 2014).

Rosibel hat sich 2014 außerdem nach UTZ zertifizieren lassen. So hat sie Zugang zu weiteren Fortbildungsmöglichkeiten und erzielt gute Preise für ihren Kakao. Inzwischen bewirtschaftet sie mit zwei festen Mitarbeitern rund 14 Hektar. Die Farm deckt den Lebensunterhalt der Familie und – was Rosibel besonders wichtig ist – finanziert die Ausbildung ihrer Kinder.

Eine Frau wie Rosibel, die ihre Kinder allein großzieht und auch wirtschaftlich auf eigenen Beinen steht, ist in Nicaragua noch immer die absolute Ausnahme. Nur wenige Frauen sind dort selbständig und im Kakaoanbau liegt der Frauenanteil nur etwa bei 15 Prozent. Unabhängig von diesen kulturellen Unterschieden finde ich, dass Rosibel ein Vorbild für Frauen überall auf der Welt ist und ein Bespiel dafür, dass es sich lohnt, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen.

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