„Nur wer heute nachhaltig handelt, hat morgen eine Zukunft“: Familie Ritter im Gespräch

Ritter Sport – oder vielmehr das Unternehmen hinter der Marke, die Alfred Ritter GmbH & Co. KG – ist noch immer ein Familienunternehmen. Nachdem Alfred T. Ritter und seine Schwester Marli Hoppe-Ritter als Enkel der Firmengründer unser Unternehmen über Jahrzehnte geprägt haben, übernehmen heute als Beirat die dritte und vierte Generation gemeinsam Verantwortung, während das operative Geschäft bei unserer Geschäftsführung liegt. Die Familie definiert den strategischen Rahmen, sozusagen das große Ganze, im Mittelpunkt steht dabei die Frage, was wir tun müssen, um dauerhaft die Unabhängigkeit als Familienunternehmen zu erhalten. Darüber habe ich mit Alfred T. Ritter, seinem Sohn Moritz Ritter, Marli Hoppe-Ritter und ihrem Sohn Tim Hoppe gesprochen.
18.12.2023 von Petra Lesedauer: ca. 4 Minuten

Was bedeutet „Nachhaltigkeit“ für Sie?

Alfred T. Ritter: Ich spreche lieber von „Zukunftsfähigkeit“. „Nachhaltig“ hat so etwas Bewahrendes. Bei Zukunftsfähigkeit schwingt für mich ein stetiger Wandel mit. Darauf kommt es doch letztlich an: sich weiterzuentwickeln. Nur dann können wir als Unternehmen dauerhaft Bestand haben.

Tim Hoppe: Ich denke, ihr werdet mir zustimmen, dass Zukunftsfähigkeit für uns immer nachhaltiges, verantwortungsvolles Handeln voraussetzt.


Lässt sich ökologische Verantwortung mit ökonomischem Erfolg vereinbaren?

Marli Hoppe-Ritter: Ich würde sogar so weit gehen zu sagen, das eine bedingt das andere. Nur wer am Wirtschaftsleben teilnimmt, hat auch die Chance, etwas zu verändern. Dafür ist es unerlässlich, dass wir uns am Markt behaupten und Erträge erzielen. Jedoch ohne dabei auch ökologisch zu handeln, haben wir langfristig keine Zukunft.

Hat sich diese Realität in den letzten Jahren oder Jahrzehnten verändert?

Moritz Ritter: Der Umfang der Verantwortung, den wir als Unternehmen haben, hat sich verändert. Zu Zeiten unserer Groß- bzw. Urgroßeltern bezog sich unternehmerische Verantwortung auf einen kleinen Radius: die Mitarbeitenden, die Gemeinde, das unmittelbare soziale Umfeld. Die Herkunft der Rohstoffe und deren Anbaubedingungen haben dabei meist keine Rolle gespielt. Heute wissen wir, dass unser unternehmerischer Footprint viel umfassender ist. Unser Handeln hat globale Auswirkungen. Denken wir nur an ein Thema wie die CO2-Emissionen.

Footprint ist ein gutes Stichwort: Geht es bei nachhaltigem Wirtschaften darum, diesen Fußabdruck also die Auswirkungen unseres Handelns, so gering wie möglich zu halten?

A.T.R.: Dazu habe ich eine klare Meinung: Ich will nicht keinen Fußabdruck hinterlassen, sondern einen großen, positiven! Nehmen wir das Beispiel El Cacao. Mit unserer Kakaofarm wollen wir zeigen, dass es sehr wohl möglich ist, Kakao unter sozial und ökologisch anständigen Bedingungen anzubauen und trotzdem wettbewerbsfähig zu sein.

Worin besteht für Sie in diesem Zusammenhang die größte Herausforderung?

T.H.: Ich denke, in der Komplexität. Wir kennen heute die Zusammenhänge und Auswirkungen unseres Handelns besser, was aber auch bedeutet, dass dessen Bewertung komplexer geworden ist.

M.R.: Die Frage ist auch, unter welchem Gesichtspunkt ich diese Auswirkungen meines Handelns messe. Für mich geht es darum, dass wir in unserem Kontext, der Herstellung von Schokolade, einen nachhaltigen Weg, gemessen an unserem aktuellem Kenntnisstand gehen, das heißt zum Beispiel einen klimafreundlichen Kakaoanbau fördern, die Biodiversität schützen und dass es den Menschen, die den Kakao für uns anbauen, gut geht.

Das Jahr geht zu Ende. Weihnachten steht vor der Tür. Was wünschen Sie sich als Unternehmerin und Unternehmer für die Zukunft?

M. H.-R.: Dass wir als Familie weiterhin so gut zusammenarbeiten und es schaffen, das Unternehmen in die nächste Generation zu führen.

T. H.: Ich wünsche mir mehr Stabilität in den großen Themen. Unser Fokus als Gesellschaft ändert sich ständig und sehr schnell. Wir wissen aber aus Erfahrung, dass die Bearbeitung großer Themen, wie z. B. der globalen Lieferketten, Zeit und Kontinuität braucht.

M. R.: Dem schließe ich mich an. Unser Umfeld wird immer volatiler. Das birgt die Gefahr, dass wir zu wenig Energie für die langfristigen Themen wie den Kampf gegen die globale Erwärmung haben. Ich wünsche mir, dass ein gesamtheitliches Bewusstsein entsteht, dass wir alle gemeinsam an den relevanten Themen arbeiten müssen.

A.T.R:  Zusammenarbeit ist ein gutes Stichwort. Für ein Unternehmen ist es unerlässlich, dass alle Mitarbeitenden gut zusammenarbeiten. Das wünsche ich mir auch für uns als Gesamtgesellschaft. Es geht nur gemeinsam!

Das ist ein wunderbares Schlusswort! Vielen Dank für das Gespräch und Ihre Zeit.

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