Ich will im Kakaoanbau etwas verändern – Kakaoeinkäufer Giovanni Schiavo im Gespräch

Sich tagein, tagaus mit Schokolade und Kakao zu beschäftigen, ist für viele ein Traumjob, für meinen Kollegen Giovanni Schiavo normaler Arbeitsalltag. Lest hier mein Gespräch mit ihm.
15.09.2022 von Petra Lesedauer: ca. 5 Minuten

Liebe Blogleserinnen und Blogleser,

sich tagein, tagaus mit Schokolade und Kakao zu beschäftigen, ist für viele ein Traumjob, für meinen Kollegen Giovanni Schiavo normaler Arbeitsalltag. Giovanni ist nämlich bei uns für den Kakaoeinkauf zuständig. Wer in unseren Blog öfter mal reinschnuppert, weiß, dass wir besonders großen Wert auf unseren Kakao, seine geschmackliche Vielfalt und auch seine Herkunft legen. Und weil Giovanni dabei eine treibende Kraft ist, habe ich mich mit ihm über seine Beweggründe und Visionen unterhalten.

Hallo Giovanni, danke, dass du dir heute die Zeit für dieses Gespräch nimmst. Seit wann arbeitest du für Ritter?

G.: Mittlerweise sind es schon fünfeinhalb Jahre, dass es mich nach Waldenbuch verschlagen hat.

Was hat dich daran gereizt, für Ritter den Kakaoeinkauf zu verantworten?

G.: Ritter ist schon immer ein Name in der Kakaowelt und ich meine jetzt den Kakao und nicht die Schokolade. Allein das langjährige Engagement in Nicaragua, die direkte Zusammenarbeit mit den Kooperativen – darüber haben viele in der Branche lange gelächelt. Aber genau diese innere Überzeugung ist es, die mich noch immer fasziniert. Das geht natürlich nur mit einer Geschäftsführung und vor allem einer Eigentümerfamilie, die das nicht nur mitträgt, sondern aus Überzeugung vorantreibt.

Was genau meinst du damit?

G.: Wir kaufen heute als Unternehmen rund 10.000 Tonnen Kakaomasse und 10.000 Tonnen Kakaobutter ein. Als erster großer Tafelschokoladenhersteller haben wir die Umstellung auf ausschließlich zertifiziert nachhaltigen Kakao geschafft. Das war ein Meilenstein. Aber trotzdem haben wir immer gesagt, jetzt geht es erst richtig los. Die Zertifizierung ist lediglich eine Basisanforderung, die wir an unseren Kakao stellen.

Reicht denn die Zertifizierung nicht aus um eine externe Validierung zu haben?

G.: Natürlich ist gerade diese externe Validierung wichtig, sonst könnte man ja viele Thesen aufstellen. Aber es ist auch klar, dass ein Zertifizierer nur eine Basisanforderung leisten kann. Du musst bedenken, hinter unseren Kakaomengen stehen insgesamt rund 28.000 Kleinbäuerinnen und Kleinbauern in fünf verschiedenen Ländern auf zwei Kontinenten. Natürlich kann eine standardsetzende Organisation wie Rainforest Alliance oder Fairtrade nicht permanent alles kontrollieren.

Was müssen wir denn tun, um mit unserem Weg auch eine Wirkung zu erzielen?

G.: Überall dort, wo wir genau wissen, wer für uns Kakao anbaut, wir also  eine transparente Lieferkette haben, können wir Kakaoprogramme starten. Das heißt, dass wir mit unseren Partnern in den Ursprungsländern eine Art Vertrag schließen, der gezielt auf die Bedürfnisse der Region oder Erzeugerorganisation eingeht und Unterstützungsleistungen garantiert. Immer mit dem Ziel, dass es den Erzeugerinnen und Erzeugern in der Zusammenarbeit mit uns besser geht, als wenn es uns nicht gäbe.

Kannst du mir ein Beispiel dafür nennen?

G.: Nehmen wir das Thema Entwaldung in Zusammenhang mit dem Kakaoanbau. In Nicaragua ist das Agroforstsystem bei den Kleinbauern weit verbreitet, das heißt sie arbeiten in Mischkulturen mit anderen Agrarprodukten aber auch mit Forstbäumen. Diese spenden den Kakaobäumen Schatten, vermindern in tropischen Regionen ein zu starkes Auswaschen der Böden und sind gleichzeitig Kapital (Holz). Klimaschutz und weitere Einnahmequelle sozusagen in einem. So entsteht ein diversifizierter Anbau und Waldrodungen sind nicht nötig. Dieses Prinzip fördern wir zum Beispiel auch in Ghana und der Elfenbeinküste.

Was sind also deine Ziele für unseren Kakaobezug?

G.: Mit ist es wichtig, einen direkten Kontakt zu den Kakaobäuerinnen und Kakaobauern zu pflegen. Durch persönliche Treffen erfahren wir nicht nur mehr über die Bedürfnisse und Herausforderungen im Anbau, wir haben die Möglichkeit, unsere Anforderungen zum Beispiel an die Qualität zu erläutern. Am Ende des Tages geht es doch um Vertrauen, gegenseitiges Verständnis und auch die richtige Unterstützung, nur so entstehen Partnerschaften auf Augenhöhe.

Das hört sich nach einem sehr kleinteiligen und arbeitsintensiven Vorgehen an.

G.: Ist es auch, aber Partnerschaften funktionieren eben nur auf Gegenseitigkeit und wenn man sie pflegt. Das kostet Zeit und ist anstrengend, aber es lohnt sich. Ich bin überzeugt, wenn wir wirklich etwas im Kakaoanbau verändern wollen, ist das der richtige Weg. Und das wollen unser Unternehmen und auch ich ganz persönlich.

Das ist doch ein schönes Schlusswort. Wir könnten uns sicher noch stundenlang unterhalten, was für einen Blog Beitrag aber wohl etwas „too much“ wäre. Aber vielleicht stehst du unseren Leserinnen und Lesern ja für Fragen zur Verfügung?

G.: Aber klar, sehr gerne.

Also liebe Blogleserinnen und Leser, wenn ihr Fragen an Giovanni habt, lasst es uns gerne hier wissen. Dir Giovanni, danke ich für dieses Gespräch und deine Bereitschaft, für weitere Fragen zur Verfügung zu stehen.

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3 Kommentare
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  1. Robert Härtl sagt:
    29.09.2022 um 13:52 Uhr

    Lieber Sascha,
    Was tut Ritter Sport für die Ukraine? Sie machen hier schön auf heile Welt und dabei sterben jeden Tag unschuldige Menschen in der Ukraine.
    Wieso verkaufen sie immer noch ihre Schokolade in Russland? Das ist einfach nur widerlich und beschämend! Und natürlich werde ich ihre Produkte nie wieder kaufen.

  2. Adeline sagt:
    18.09.2022 um 13:35 Uhr

    Was tut Ritter Sport, um Kinderarbeit in seinen Produkten zu vermeiden?

    1. Sascha (RITTER SPORT Team) sagt:
      26.09.2022 um 17:13 Uhr

      Hallo Adeline, wir beziehen 100 Prozent zertifiziert nachhaltigen Kakao. Das bedeutet, dass wir ausschließlich Kakao beziehen, der nach bestimmten Standards wie keine illegale Kinderarbeit, Schutz natürlicher Ressourcen etc. angebaut worden ist. Das dient sowohl ökologischen Aspekten als auch der gerechteren Bezahlung der Bauern und Arbeiter im Kakaoanbau. Um sicherzustellen, dass diese Standards auch eingehalten werden, werden regelmäßige Audits durchgeführt. Das heißt, unabhängige Experten besuchen im Auftrag von zum Beispiel Fairtrade oder UTZ die Bauern vor Ort und kontrollieren die sozialen und ökologischen Anbaubedingungen. Zusätzlich führen wir auch selbst Audits durch, indem Ritter Sport Mitarbeiter regelmäßig zu den unterschiedlichen Lieferanten unserer Rohstoffe reisen. Viele Grüße, dein Ritter Sport Team