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Gemeinsam stärker – Warum sind Kooperativen für Kakaobauern wichtig?

29.05.2018 von Petra Lesedauer: ca. 3 Minuten

Liebe Blogleser, wenn es um den Kakaoanbau geht, ist immer wieder die Rede von Kooperativen. Auch auf der Welt-Kakao-Konferenz wurde von vielen Experten die Bedeutung der Kooperativen für die wirtschaftliche Situation der Bauern hervorgehoben. Kooperativen sind vergleichbar mit Genossenschaften, wie es sie auch bei uns in der Landwirtschaft gibt. Dahinter steht eine sinnvolle und ganz praktische Überlegung: Das, was der einzelne Bauer alleine nicht leisten kann, übernimmt die Gemeinschaft, die Kooperative. Was das im Einzelnen bedeutet, habe ich bei meinem letzten Besuch in Nicaragua sehr konkret erlebt.

Die Kooperative Rios de Agua Viva in Rancho Grande, Nicaragua, ist seit vielen Jahren Partner unseres Cacao-Nica Programms

 

Typische Straßenszene in Rancho Grande

Auf dem Weg von Ernesto, dem Kakaobauern, zur Kooperative Rios de Agua Viva, der auch Ernesto angehört, habe ich Station in Rancho Grande gemacht. Rancho Grande ist eine Gemeinde rund 230 Kilometer nordöstlich von Managua und liegt in den Bergen, umgeben von Kaffee- und Kakaoplantagen. Das Gebiet der Gemeinde erstreckt sich über eine ziemlich große Fläche. Der eigentlich Ort Rancho Grande ist aber relativ klein. Trotzdem herrscht in den wenigen Straßen reges Treiben.

Kakao am Straßenrand von Rancho Grande

Was mir sofort ins Auge gefallen ist: An jeder Ecke wird hier am Straßenrand Kakao getrocknet. Man muss kein Experte sein, um zu sehen, dass die Qualität dieses Kakaos nicht besonders hoch ist und die jeweiligen Bauern dafür vermutlich keinen guten Preis erzielen werden. Von der Belastung durch die Abgase von Autos und Motorrädern mal ganz zu schweigen.

Trocknungstisch in der Kooperative Rios de Agua Viva

Warum ich euch diese Szene so ausführlich schildere? Weil genau hier die Kooperativen ansetzen, indem sie ihren Mitgliedern zum Beispiel gute Bedingungen für die Trocknung des Kakaos bieten. In Nicaragua regnet es etwa viermal so viel wie bei uns in Deutschland. Die Trocknung unter freiem Himmel ist somit schwierig. In der Kooperative sind die Trockentische überdacht. Die Kakaobohnen werden permanent gewendet und die Mitarbeiter wissen genau, wann der richtige Trocknungsgrad erreicht ist. Gleiches gilt übrigens auch für die Fermentation.

Die Kooperative unterstützt die Bauern nicht nur bei der Nacherntebehandlung, sie übernimmt auch die Vermarktung und den Verkauf des Kakaos an Händler oder eben an Unternehmen wie RITTER SPORT. Bedenkt man, dass viele Bauern wie Ernesto nur eine geringe Schulbildung haben, wird klar, wie wichtig diese Unterstützung ist. Direkt am Eingang zeigt ein Schild die aktuellen Preise an. Wie ihr hier sehen könnt, ist der Preis für UTZ zertifizierten Kakao, wie wir ihn ausschließlich beziehen, höher als für konventionellen Kakao. Ihren Mitgliedern zahlt die Kooperative grundsätzlich mehr als Nicht-Mitgliedern.

Die Preise für UTZ zertifizierten und konventionellen Kakao, Stand Ende Februar

Die Erfahrung, die wir in fast 30 Jahren Cacao-Nica gemacht haben und die viele Fachleute auch in anderen Regionen der Welt teilen, zeigt, dass die Organisation der Bauern in Kooperativen ein wichtiger Schritt ist, um ihre wirtschaftliche Situation zu stabilisieren und langfristig zu verbessern. Deshalb ist die Förderung der Kooperativen seit jeher ein zentraler Bestandteil unseres Cacao-Nica Programms.

Mir haben das Treffen mit Ernesto, der Besuch in Rancho Grande und bei der Kooperative noch einmal sehr deutlich gemacht, wie komplex die Herausforderungen im Kakaoanbau sind und dass es noch ein weiter Weg ist, bis wirklich alle an dieser langen Wertschöpfungskette Beteiligten gut vom Kakao leben können. Gleichzeitig habe ich aber auch ganz praktisch erlebt, wie wichtig es ist, einfach irgendwo anzufangen – so wie wir eben in Nicaragua.

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