Warum RITTER SPORT kein Fairtrade Siegel hat und trotzdem nachhaltig arbeitet
„Warum seid ihr eigentlich nicht Fairtrade?“ ist eine der häufigsten Fragen, die uns hier im Blog oder auf Facebook zum Thema Nachhaltigkeit gestellt werden. Gemeint ist damit meist, warum RITTER SPORT Schokolade keines der bekannten Nachhaltigkeits-Labels trägt. Deshalb möchte ich mich in diesem Beitrag mit den unterschiedlichen Nachhaltigkeitssiegeln beschäftigen und einige wichtige Fragen dazu beantworten.
Die Fairtrade-zertifizierte Kooperative Ecakog liefert von
der Elfenbeinküste Kakao an RITTER SPORT
Welche Siegel gibt es?
Am bekanntesten ist sicherlich Fairtrade. Ich habe aber den Eindruck, dass Fairtrade häufig nicht nur als konkretes Siegel, sondern als eine Art Oberbegriff verwendet wird. Das hat sicherlich damit zu tun, dass die Wortbedeutung von Fairtrade (engl. = gerechter Handel) scheinbar selbsterklärend ist und damit oft für alle Produkte aus fairem Handel verwendet wird. Wenn wir es aber genau nehmen, bezeichnet Fairtrade ein konkretes Nachhaltigkeitslabel, mit dem spezielle Anforderungen und Standards verbunden sind.
Daneben haben sich – vor allem auf den Rohstoff Kakao bezogen – in den letzten Jahren insbesondere die Siegel UTZ und Rainforest Alliance etabliert. Vielleicht habt ihr auf einigen Produkten schon mal dieses rote Fähnchen mit den drei Buchstaben UTZ oder den grünen Frosch der Rainforest Alliance gesehen!? Alle drei – Fairtrade, UTZ und Rainforest Alliance – kennzeichnen zum Beispiel auch zertifizierten Kakao.
Worin bestehen die Unterschiede?
Allen drei Labels gemeinsam ist das Ziel, die sozialen und ökologischen Bedingungen im Rohstoffanbau – so auch im Kakaoanbau – zu verbessern. Das heißt, alle decken die drei Säulen der Nachhaltigkeit – Soziales, Ökonomie und Ökologie – ab, setzen dabei aber durchaus unterschiedliche Schwerpunkte.
– Bei der Rainforest Alliance lässt der Name schon vermuten, dass ökologische Aspekte im Vordergrund stehen.
– Fairtrade hingehen setzt vor allem auf die Verbesserung des Einkommens der Bauern durch Mindestpreise und Prämien,
– während UTZ (kommt aus der Sprache der Maya und bedeutet „gut“) den Ansatz verfolgt, durch eine Professionalisierung nachhaltiger Anbaumethoden die Erträge und damit das Einkommen der Bauern zu steigern.
UTZ-zertifizierter Kakao für Ritter Sport
Was bedeutet es, wenn ein Produkt ein Siegel trägt?
Bei Schokolade bedeutet das zum Beispiel, dass der Kakao von Bauern stammt, die sich zu bestimmten Standards wie keine Kinderarbeit, Schutz natürlicher Ressourcen etc. verpflichtet haben und entsprechend zertifiziert worden sind. Um sicherzustellen, dass diese Standards auch eingehalten werden, gibt es regelmäßige Audits. Das heißt, Experten besuchen die Bauern vor Ort und kontrollieren die sozialen und ökologischen Anbaubedingungen. Fairtrade und die Rainforest Alliance haben eigene Organisationen, die diese Audits durchführen, bei UTZ übernehmen das externe Stellen.
Was haben die Bauern davon, wenn sie sich zertifizieren lassen?
Auf den ersten Blick bringt die Zertifizierung für die Bauern zusätzlichen Aufwand mit sich. Auf den zweiten aber profitieren sie davon. So erhalten sie bei Fairtrade einen Mindestpreis, der ihre Lebenshaltungs- und Produktionskosten decken soll. Außerdem gibt es eine Fairtrade-Prämie, die aber nicht an die einzelnen Bauern gezahlt wird, sondern für gemeinnützige Zwecke wie zum Beispiel Bildungseinrichtungen genutzt werden kann. Rainforest Alliance und UTZ unterstützen die Bauern, indem sie ihnen helfen, den Kakaoanbau nachhaltiger und effektiver zu gestalten. Durch bessere Erträge steigt ihr Einkommen und so verbessert sich dauerhaft ihre Lebenssituation. Kauft ein Unternehmen wie RITTER SPORT zertifizierten Kakao ein, muss es dafür einen Aufschlag zahlen, von dem dann Prämien oder Leistungen wie Schulungen etc. finanziert werden.
Übrigens: Unser Programm Cacao-Nica verbindet beide Ansätze miteinander:
– Gute Preise, die über dem Weltmarktniveau liegen,
– und die Professionalisierung des Anbaus durch Schulungen und Investitionen in die Qualität des Kakaos.
Warum hat RITTER SPORT kein aufgedrucktes Siegel?
Wir setzen bewusst nicht nur auf ein einzelnes Siegel. Wir sind überzeugt: Um den nachhaltigen Anbau wirklich zu fördern, müssen wir die Nachhaltigkeitsbemühungen der Kakaoproduzenten und der unterschiedlichen Zertifizierer unterstützen. Die Entscheidung für ein Siegel bedeutet immer automatisch die Entscheidung gegen alle anderen. Vordergründig würde der Einsatz eines ausgewählten Siegels vielleicht nachhaltiger wirken, denkt man die Konsequenzen aber zu Ende, kann das nicht sinnvoll sein. Auf unserem Weg zu 100% nachhaltigem Kakao gehen wir deshalb nicht nur mit einem Zertifizierer. Wir beziehen sowohl UTZ-zertifizierten Kakao und haben auch einen Vertrag mit Fairtrade geschlossen. Demzufolge werden wir in den nächsten drei Jahren auch bis zu 20 Prozent des benötigten Kakaos über Fairtrade beziehen.
Wie vieles im Bereich Nachhaltigkeit ist das Thema Siegel und ihre Anforderungen/Leistungen sehr komplex. Ich hoffe, es ist mir gelungen, die Zusammenhänge ein wenig zu erklären. Habt ihr noch weitere Fragen zu dem Thema? Dann hinterlasst mir doch einfach einen Kommentar.
46 Kommentare
Das ist mir jetzt noch nicht klar:
Wird jetzt zu 100% bei allen Ritter Sport Produkten eine faire Entlohnung (von der sie leben können) an die Kakao-Bauern vor Ort
UND zu 100% frei von Kinderarbeit garantiert??
Falls ja, warum wird das nicht auch deutlich auf der Verpackung/am Regal abgedruckt?
Mir wurde ein tiktok zugespielt, indem vor dem Froschsiegel gewarnt wurde, mittlerweile gelöscht, da es sich dabei um ein von Bill Gates unterstütztes Siegel handeln sollte, und beinhalten würde, dass mrna Impfstoff enthalten wäre. Ich halte das für Schwachsinn und obendrein nicht machbar aber bin trotzdem verunsichert, in den letzten Jahren ist viel passiert , was ich nicht für möglich gehalten hätte… Können Sie etwas dazu sagen?
Hallo Silke, vielen Dank für deine Rückfrage. Hierbei handelt es sich lediglich um eine Verschwörungstheorie. Die Rainforest Alliance ist eine internationale, gemeinnützige Organisation, die an der Schnittstelle von Handel, Land- und Forstwirtschaft arbeitet. Das Zertifizierungsprogramm der Rainforest Alliance verfolgt nach eigenen Angaben das Ziel, durch soziale, ökonomische und ökologische Standards eine kontinuierliche Verbesserung der beteiligten Unternehmen zu einer nachhaltigeren Landwirtschaft zu bewirken.
Wie vieles im Bereich Nachhaltigkeit ist das Thema Siegel und ihre Anforderungen/Leistungen sehr komplex. Wenn du tiefer in das Thema Siegel einsteigen möchtest, schau gerne auf unserem Blog vorbei: https://www.ritter-sport.de/blog/2017/03/21/warum-ritter-sport-kein-fairtrade-siegel-hat-und-trotzdem-nachhaltig-arbeitet/.
Viele Grüße, dein Ritter Sport Team
Für euch ist Nachhaltigkeit nur ein Trend. Sobald es nicht mehr von Verbrauchern verlangt wird, schmeißt ihr wieder hin. 100% Greenwashing.
Hi Reda, vielen Dank für dein Feedback. Wir würden dir hier entschieden entsprechend. El Cacao haben wir bereits vor über 10 Jahren gegründet und wir investieren jährlich rund elf Millionen Euro in den nachhaltigen Kakaobezug. Im Blog dokumentieren wir seit 2016 unsere Bemühungen in dem Bereich, schau mal hier: https://blog.ritter-sport.de/category/nachhaltigkeit/. Viele Grüße, dein Ritter Sport Team
Es ist schon erstaunlich, dass es einer der größten Unternehmen der Schokoladenindustrie im deutschsprachigen Raum wie die Alfred Ritter GmbH & Co. KG in einem Zeitraum von über drei Jahren nicht schafft, für sämtliche Produkte eine Fairtrade-Zertifizierung zu erhalten. Stattdessen wurde in diesem Blogeintrag und den Erwiederungen auf Nutzerkommentare stets von den Bemühugen einer „nachhaltigen Zertifizierung“ gesprochen. Allem Anschein nach reicht es der Alfred Ritter GmbH & Co. KG dabei aus, wenn die 100 Prozentquote an „nachhaltig zertifiziertem“ Kakao durch Nutzung des UTZ-Siegels/Rainforest Alliance-Siegels erreicht wird. Auf die Einwände von meinen Vorrednern, dass hierzu das UTZ-Siegel/Rainforest Alliance-Siegel nicht taugt, weil es anders als das Fairtradesiegel in wesentlichen Punkten die Anforderungen, welche die meisten Personen im deutschsprachigen Raum an nachhaltig, fair und ökologisch produzierte Schokolade stellen dürften – zum Beispiel vollständiger Verzicht auf Kinderarbeit – nicht erfüllen, da es sich dabei um Siegel handelt, welche von Seiten der Lebensmittelindustrie forciert wurden, um ein Gegengewicht zu Fairtrade zu schaffen. Auch deshalb kann ich mich meinem Vorredner dahingehend anschließen, dass es sich bei dem Blogartikel und den Erwiderungen in der Kommentarspalte um Greenwashing erster Güte handelt. Der Verweis auf angebliche Umweltschutzgründe für das Nichtaufbringen der Siegel wirkt da nur noch lächerlich und zeigt einmal mehr, dass die Lebensmittelindustrie aus eigener Kraft nicht in der Lage ist, aus eigenem Antrieb auch in der Breite nachhaltig zu handeln. Hierfür bedarf es leider – abgesehen von Nichenprodukten – immer des Drucks aus der Bevölkerung oder der Politik.
Mich stört dabei am Meisten, dass der Verbraucher dann auch noch mit Marketingmaßnahmen wie diesem Blog hier für dumm verkauft werden soll und es dadurch noch schwieriger wird auf dem ohnehin unübersichtlichen Lebensmittelmarkt einfach und schnell eine halbwegs informierte Entscheidung zu treffen.
MfG
Ja, du sprichst mir aus dem Herzen!
Wobei ja leider nicht mal FairTrade existenzsichernde Mindestlöhne garantiert (laut INKOTA). GEPA geht da noch deutlich weiter und sollte das Ziel sein! Aber wenn nicht mal FairTrade möglich ist, ist das schon mehr als traurig!!
Ich halte die Kommentierung auch eher für Ausflüchte. Fairtrade sollte Standard werden. Entwender man will etwas für eine gerechtere Wirtschaftsordnung tun oder man redet sich raus. Die Konsumenten müssen natürlich mitspielen, ich bin bereit, einen deutlich höherehöheren Preis für fair und bio zu zahlen..
Let’s go,
Hallo,
Auch ich fände es besser wenn auf der Verpackung ein Fairtrade-Siegel, Utz Siegel etc. Zu sähen wäre.
Ich kaufe Fairtrade Kaffe, versuche möglichst keine Produkte zu kaufe die mit Palmöl hergestellt wurde. Eure Schokolade schmeckt gut, warum setzt Ihr euch nicht von der Masse ab und druckt Sichtbar „Fairtrade“ auf eure verpackung?
Hallo, toll, dass dir das Thema so wichtig ist. Uns nämlich auch. Und weil wir verstehen, dass ein Siegel eine gute Orientierungshilfe ist, wird sich da bei uns bald etwas ändern. Was genau, werden wir rechtzeitig hier auf dem Blog erklären. Es bleibt aber dabei, dass eine Zertifizierung, für die ja ein Siegel steht, für uns eine Mindestanforderung an unseren Kakao ist. Unser Ziel bleibt die größtmögliche Transparenz und Rückverfolgbarkeit des Kakaos, um über konkrete, individuelle Programme vor Ort in den Ursprungsländern die Situation im Kakaoanbau zu verbessern. Das baut auf den Kriterien der Zertifizierungen auf, reicht aber weit über sie hinaus.
Viele Grüße, dein Ritter Sport Team