Mein Kollege Jaume in Nicaragua: Verliebt in Land und „Leute“
Liebe Blogleser,
Mallorca ist eine der beliebtesten Urlaubsregionen der Deutschen. Viele von uns verbringen die schönsten Wochen des Jahres dort. Kaum vorstellbar, dass jemand diesen Platz an der Sonne verlässt, um sich im Regenwald Nicaraguas mit dem Kakaoanbau zu beschäftigen, oder!? Mein Kollege Jaume Martorell Mir hat genau das gemacht. Als gebürtiger Mallorquiner ist er heute Leiter der RITTER SPORT Ankaufs- und Trocknungsstation in Nicaragua und damit so etwas wie das personelle Zentrum des Cacao-Nica Programms.
Bei meinem letzten Besuch in Nicaragua habe ich auch Jaume getroffen und möchte Euch heute davon berichten.
Als ich bei der Ankaufs- und Trocknungsstation eintreffe, herrscht dort geschäftiges Treiben. Bauern aus dem ganzen Land kommen hierher, um ihren Kakao zu verkaufen. Mittendrin steht Jaume – gelbes Poloshirt, dunkle lockige Haare und ein gewinnendes Lächeln. Jaume ist mit einem Bauern ins Gespräch vertieft und prüft die Qualität des Kakaos, den dieser anliefert. Der Bauer scheint deutlich älter als mein junger Kollege und trotzdem habe ich den Eindruck, dass er Jaumes Worten aufmerksam folgt.
Wie er es geschafft hat, von den Bauern, die ich als durchaus stolz und selbstbewusst kennen gelernt habe, akzeptiert zu werden, will ich von Jaume wissen.
„Das war kein Selbstläufer“, erklärt er mir. „Natürlich ist es einfacher für mich, weil wir die gleiche Sprache sprechen. Auch wenn ich nicht aus Nicaragua stamme, haben wir doch die gleiche Muttersprache. Viel entscheidender ist aber, dass die Bauern wissen, dass wir ein gemeinsames Ziel haben. Guten, qualitativ hochwertigen Kakao. Die kontinuierliche Steigerung der Qualität ist der Schlüssel zu mehr Wohlstand für die Bauern. Das ist uns allen klar und daran arbeiten wir gemeinsam. Und zwar das ganze Jahr über. Jetzt zur Erntezeit ist mein Platz natürlich vor allem hier an der Ankaufs- und Trocknungsstation, aber trotzdem sind mein Team und ich häufig unterwegs zu den Bauern. Wir unterstützen die Kooperativen zum Beispiel bei den Schulungen der Bauern und bei der Nacherntebehandlung. Dazu zählen vor allem die Trocknung und Fermentation des Kakaos.“
Jaume, so mein Eindruck, ist hier längst kein Fremder mehr. „Nein, sicher nicht, lacht er. Und das nicht nur weil meine Frau Nicaraguanerin ist und wir nun spanisch-nicaraguanischen Nachwuchs haben. Ich war 2006 das erste Mal in Nicaragua. Das war noch während meines Studiums. Zunächst nur für ein Projekt. Aber mir hat es hier so gut gefallen, dass ich 2007 wiedergekommen bin. Ich habe dann hier einige Jahre für verschiedene NGOs gearbeitet und mich intensiv mit Themen wie fairem Handel, Bildung und nachhaltiger Landwirtschaft beschäftigt. Ich habe mich nicht nur in meine Frau, sondern auch in das Land verliebt. Nicaragua ein sehr friedliches Land mit wunderschöner Natur und unglaublich herzlichen Menschen.“ Jaume gerät regelrecht ins Schwärmen und ich habe keinen Moment lang Grund an seinen Worten zu zweifeln.
Ob es für ihn gar keine Schwierigkeiten gab, sich hier einzugewöhnen, frage ich vorsichtig. Jaume überlegt. „Man braucht viel Geduld. Nicht alles läuft so reibungslos, wie wir es gewohnt sind. Der öffentliche Personenverkehr ist zum Beispiel sehr chaotisch. Die Busse sind technisch völlig veraltet, viel zu voll und viel zu langsam. Die Dinge hier brauchen Zeit.“ Den kleinen Seitenhieb, dass Geduld den deutschen und erst recht den schwäbischen Kollegen meist noch schwerer falle, kann sich Jaume nicht verkneifen und ich kann mir gut vorstellen, was er damit meint.
Jaume bei einer Schulung mit Kakaobauern
„Das Land hat nach wie vor große Probleme“, wird Jaume dann schnell wieder ernst. „Vor allem das Gesundheitswesen und die Bildung der Kinder. Nach Jahren bei verschiedenen NGOs war es für mich daher wichtig, die privatwirtschaftliche Seite kennen zu lernen und das Engagement eines Unternehmens voranzutreiben. Mir liegen die vielen kleinen Bauern am Herzen. Unsere Aufgabe ist es, sie darin zu unterstützen, ein existenzsicherndes Einkommen zu erzielen. Die Kooperativen spielen dabei eine zentrale Rolle. Man kann es nicht oft genug wiederholen: Der Schlüssel zum Erfolg sind die Professionalisierung ihrer Arbeit und die kontinuierliche Qualitätssteigerung. Mit dem Cacao-Nica Programm verfolgt RITTER SPORT den richtigen Ansatz. Und ich freue mich, ein Teil davon zu sein.“
Mir wird in unserem Gespräch sehr schnell klar, dass Jaume weiß, wovon er spricht und damit für die Bauern zu einem ernstzunehmenden Gesprächspartner auf Augenhöhe geworden ist. In meinem nächsten Beitrag werde ich euch davon berichten, welche Funktion die Ankaufs- und Trocknungsstation, deren Leiter Jaume ja ist, eigentlich hat und was genau dort passiert.
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