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„Kakaoprogramme sind wichtiger denn je“ – ein Gespräch mit Lydia Frech

Als wir kürzlich den Kakao-Report erstellt haben, ist mir wieder einmal bewusst geworden, wie viele Kolleginnen und Kollegen sich bei uns mit dem Thema Kakao beschäftigen. Und zwar aus ganz unterschiedlichen Perspektiven. Daraus ist die Idee zu einer kleinen Interview-Reihe für den Blog entstanden. Den Anfang macht meine Kollegin Lydia Frech – unsere „Frau Kakao“:
04.11.2025 von Petra Lesedauer: ca. 4 Minuten

Wenn jemand in der Welt des Kakaos zu Hause ist, dann ist das Lydia. Als Nachhaltigkeitsmanagerin Rohstoffe betreut und koordiniert sie unsere Kakaoprogramme.

Hier im Blog ist immer wieder von unseren Kakaoprogrammen die Rede. Erklär uns doch bitte mal in deinen Worten, was wir eigentlich meinen, wenn wir von „Kakaoprogrammen“ sprechen?

Für uns bei Ritter heißt das, verlässliche Partnerschaften mit Bäuerinnen und Bauern sowie deren Erzeugerorganisationen einzugehen. Dazu gehören immer zwei Dinge: erstens vertraglich vereinbare Abnahmemengen, die den Bäuerinnen und Bauern Sicherheit bieten, und zweitens konkrete Maßnahmen, um die sozialen, ökologischen und ökonomischen Bedingungen vor Ort zu verbessern.

Das machen wir als Unternehmen aber nicht allein, oder?

Nein, dafür sind wir viel zu klein. Wir haben inzwischen in allen Ländern, aus denen wir Kakao beziehen, Programme etabliert. Also in der Côte d’Ivoire, in Ghana, Nigeria, Peru und Nicaragua. An diesen Programmen nehmen über 23.000 Bäuerinnen und Bauern teil. Abgesehen von Nicaragua, wo es das Cacao-Nica Programm schon seit 35 Jahren gibt und wir mit eigenen Tochtergesellschaft und etlichen Kolleginnen und Kollegen vertreten sind, arbeiten wir in allen Ländern mit Partnern zusammen.

Wer sind diese Partner?

Klassische Kakao-Lieferketten sind sehr komplex, was häufig zu Intransparenz führt. Unser Ansatz ist es, diese Komplexität zu reduzieren. Wir arbeiten daher in jedem Programm mit nur einem einzigen Partner zusammen. Diese Partner haben eine eigene Niederlassung im jeweiligen Land, eigene Nachhaltigkeitsverantwortliche, die auch als Ansprechpartner vor Ort fungieren, setzen unsere Programme um und kaufen den Kakao für uns an. Darüber hinaus sind sie für die Logistik und auch für Weiterverarbeitung des Kakaos zu Kakaomasse und Kakaobutter nach unseren Spezifikationen verantwortlich. Wir haben also mehr oder weniger nur einen Ansprechpartner für alles. Das ist uns so wichtig, weil kurze und transparente Lieferketten die Rückverfolgbarkeit des Kakaos ermöglichen. Und dann sind wir natürlich auch selbst regelmäßig vor Ort, um uns von den Fortschritten zu überzeugen.

Unterscheiden sich die Programme in den einzelnen Ländern oder gibt es Gemeinsamkeiten?

Sowohl als auch. Zum einen achten wir darauf, dass sich unsere Maßnahmen an den konkreten Bedürfnissen vor Ort ausrichten, so dass die Programme unterschiedliche Schwerpunkte haben. Unser Ziel ist es, so individuell wie möglich eine positive Wirkung vor Ort zu erzielen. Aber es gibt eben auch Herausforderungen, vor denen alle Länder, aus denen wir Kakao beziehen, stehen: die Auswirkungen des Klimawandels und die damit verbundenen Anforderungen an einen nachhaltigeren Kakaoanbau zum Beispiel.

Du hast eben Cacao-Nica, unser erstes Kakaoprogramm, erwähnt. Man kann das sicher als Erfolgsgeschichte bezeichnen. Ich war selbst auch schon einige Male in Nicaragua und weiß, wie sich der Kakaoanbau dort entwickelt hat. Immerhin ist Nicaragua heute als Herkunftsland für Edelkakao anerkannt. Brauchen wir in Zukunft überhaupt noch so etwas wie Kakaoprogramme?

Ich würde sogar sagen, Kakaoprogramme sind heute wichtiger denn je. Der Klimawandel stellt den Kakaoanbau überall vor neue Herausforderungen. Was das heißt, haben wir in den letzten zwei Jahren gesehen: Die zunehmenden Extremwetterereignisse haben dazu geführt, dass die Erntemengen drastisch eingebrochen sind, der Rohstoff Kakao ist knapp geworden und die Preise sind explodiert sind. Ein zentraler Bestandteil unserer Kakaoprogramme ist es, den Anbau resilienter zu machen, um die langfristige Verfügbarkeit qualitativ hochwertiger Rohstoffe sicherzustellen. Deshalb müssen wir uns auch weiterhin engagieren und die Menschen in den Anbauregionen unterstützen.

Vielen Dank für deine Zeit Lydia. Die Frage, wie ein resilienter Anbau aussehen kann, nehme ich direkt mal mit in mein Gespräch mit Hauke Will, unserem Leiter landwirtschaftliche Produktion.

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