Nicht von Pappe … Was Papier so wertvoll macht
Liebe Blogleser,
Papier ist in unserem Alltag allgegenwärtig und wir machen uns eigentlich wenig Gedanken darüber. Meine Kollegen aus der Verpackungsentwicklung beschäftigen sich aber – auch zusammen mit externen Fachleuten – sehr intensiv damit.
Von einem dieser Experten, Eckhard Kallies von der Koehler Paper Group, habe ich mir erklären lassen, was Papier so besonders macht und worin die speziellen Herausforderungen bestehen.

Herr Kallies, zunächst einmal vielen Dank, dass Sie sich Zeit für mich und unseren Blog nehmen. Fangen wir ganz vorne an: Was ist überhaupt Papier?
Papier ist eines der wohl nachhaltigsten Materialien, das die Welt zu bieten hat. Es ist schier unerschöpflich in den Möglichkeiten der Anwendung. Papier begegnet uns als Druckträger, Buch, Zeitung, Magazin etc… und heute mehr und mehr als innovatives Material für flexible Verpackungen – auch von Lebensmitteln.

Woher stammen die Rohstoffe für Papier?
Das kommt auf die Art des Papieres an. Wichtigster Rohstoff und Hauptbestandteil ist Zellstoff, der aus Pflanzenfasern besteht und vor allem aus Holz gewonnen wird. Ganz grob unterscheiden wir hier zwischen Lang- und Kurzfaser. Langfaser kommt eher aus nördlichen Regionen wie Schweden oder Finnland, Kurzfaser aus dem Süden zum Beispiel aus Portugal, Spanien oder auch aus Chile oder Uruguay. Abhängig von der Anforderung verwenden wir weitere Rohstoffe, um die gewünschten Eigenschaften zu erreichen. Wichtig bleibt festzuhalten, dass die Hauptbestandteile im Papier auf natürlichen Ressourcen basieren.
Worin unterscheiden sich Lang- bzw. Kurzfasern in ihrem Einsatz?
Vereinfacht gesagt, sorgen Langfasern für mehr Festigkeit. Je nachdem wofür das Papier verwendet werden soll, wird mehr oder weniger Langfaser eingesetzt. Kurzfasern dienen vor allem der Optik. Sie schaffen homogenere Strukturen und Oberflächen der Papiere. Letztlich geht es darum, Funktionalität und Optik in Einklang zu bringen. Die Mischung macht’s, könnte man sagen. Aber egal ob Lang- oder Kurzfaser: Alle von uns verwendeten Zellstoffe stammen ausschließlich aus nachhaltigem und zertifiziertem Anbau.

Was macht Papier zu einem nachhaltigen Material?
Es basiert auf nachwachsenden Rohstoffen, die heute aus zertifiziert nachhaltig bewirtschafteten Forsten und Plantagen, also aus kontrollierten Quellen stammen. Papier ist gut zu verarbeiten und leistungsstark in der Anwendung. Was besonders wichtig ist: Nach Gebrauch wird Papier zu Altpapier, einem Sekundärrohstoff, der so wertvoll ist, dass er in der Regel die Kosten für Sammlung und Sortierung mehr als abdeckt.
Das gilt ja auch für unsere mini Tüte.
Richtig. Nachhaltigkeit und Recyclingfähigkeit waren die zentralen Anforderungen an dieses Papier, das wir zusammen mit Ihren Kollegen entwickelt haben. Mit Erfolg: Die Verbraucher können die mini Tüte einfach in der Altpapiertonne entsorgen, sodass dann daraus wieder Papier oder Karton hergestellt werden kann.
Welche speziellen Anforderungen müssen Papier-Verpackungen für Lebensmittel und insbesondere für Schokolade erfüllen?
Bei Lebensmitteln geht es im Kern um Produktschutz und Produktsicherheit. Die müssen Papierverpackungen genauso garantieren wie zum Beispiel Kunststoffverpackungen. Bei trockenen Lebensmitteln wie Nudeln ist das relativ einfach, bei fetthaltigen wie Schokolade wird es schwieriger. Selbst wenn das gewährleistet ist, muss sich dann ein Papier auch noch maschinell verarbeiten lassen.

Die mini Tüte ist auf der Innenseite beschichtet, warum?
Aus genau diesem Grund: Durch die Beschichtung kann der Papierbeutel auf der Verpackungsmaschine durch sogenanntes Heißsiegeln verschlossen werden, nachdem er befüllt wurde. Darüber hinaus haben solche Beschichtungen weitere Funktionalitäten, je nach Anwendung und Packungsinhalt. Da reden wir dann schnell von Sauerstoff-, Fett- oder auch Wasserdampfbarrieren.
Warum gilt das Material der mini Tüte trotz dieser Beschichtung als Papier?
Ganz einfach: Es entstammt einem traditionellen Papierherstellungsprozess und wird beim Recycling wieder vollständig in seine Bestandteile zerlegt und so in der Papier- oder Kartonherstellung wieder eingesetzt. Die Recyclingfähigkeit wird übrigens von unabhängigen Instituten und Entsorgungsbetrieben geprüft und bestätigt.
Was passiert mit der Beschichtung im Papierrecycling?
Das kommt sehr darauf an, welches Recyclingpapier oder welcher Recyclingkarton daraus hergestellt wird. Der mit Abstand größte Teil wird sogenannter „Gutstoff“, also Teil des Recyclingpapiers. Weitere Reststoffe werden zum Beispiel stofflich in der Baustoffindustrie verwertet.
Gibt es Alternativen zur heutigen Beschichtung?
Die heutige Beschichtung stammt aus dem aktuellen Materialbaukasten, der Stand der Technik am Markt ist. Wir forschen aber bereits an der nächsten Generation, mit der tatkräftigen Unterstützung der TU Darmstadt. Dort greifen wir auf ein Netzwerk von Forschern und Möglichkeiten zurück und sehen bereits vielversprechende Ansätze.
Wo liegt nach Ihrer Einschätzung der nächste Entwicklungsschritt? Wohin geht die Reise?
Ich bin sicher, die Zukunft gehört den Papierverpackungen. Wieso? Weil die Recyclingfrage längst gelöst ist, nicht nur in Europa, sondern weltweit. Der Trend ist klar: Papier punktet überall und trägt bereits heute aktiv zu den Zielen der „circular economy“ bei. Die Aussage mag zwar provokant klingen, aber Papier wird die Welt der Verpackung nachhaltiger machen und dazu beitragen, die Klimaziele zu erreichen.
Vielen Dank, Herr Kallies. Das ist alles sehr spannend und ich glaube, ich werde Papier künftig mit anderen Augen sehen. 🙂
Falls ihr, liebe Blogleser, Fragen an Eckhard Kallies habt, hinterlasst uns gerne einen Kommentar.
4 Kommentare
Hi Ekki, sehr schön beschrieben, danke …und wenn die Kunden jetzt noch ( dort wo es geht) unseren entweder biologisch abbaubaren oder umweltfreundlichen oder um über 60% CO2 reduzierten Klebstoff nehmen, sieht die Verpackung noch besser aus.
Liebe Grüße Gerwin
So cool!!! Endlich gibt es Papierverpackung für Schokolade!! Wann bekommt man in Deutschland die Schokoladen-Tafeln in Papier verpackt? Ich hatte mal eine in Wien gekauft, hier aber noch nicht gefunden.
Hi Jutta! Wir stehen noch am Anfang. Mit unserem Prototyp im Jan. 2020 und der Schoko & Gras in Papier im Herbst 2020 (nur in A), haben wir wertvolle Erfahrungen gesammelt, die wir nun in die nächste Skalierungsstufe einfließen lassen. Stand heute haben wir aber noch nicht die perfekte Primär-Papierverpackung gefunden, die all unseren Anforderungen an Produktschutz und Produktsicherheit perfekt erfüllt und sich auch in technischer Hinsicht für die Vielzahl unterschiedlicher Sorten und Rezepturen umsetzen ließe. Daher arbeiten wir weiter aktiv an einer Entwicklung.
Auf diesem Weg werden wir auch weiterhin unseren Verbraucherinnen und Verbraucher mitnehmen und Erkenntnisse mit ihnen teilen und uns mit ihnen austauschen.
Unser Ziel ist ab 2025 alle Ritter Sport Verpackungen auf eine papierbasierte Lösung umzustellen. Viele Grüße, dein Ritter Sport Team
Papier sicherlich da wohl etwas verpackt sein muss ein guter gangbarer Weg.
Was mich etwas enttäuscht, ist dass ihr bis 2025 also noch vier bis fünf Jahre veranschlagen, diesen Verpackungswechsel endgültig durchgeführt zu haben. Ich Bin überzeugt, das geht wesentlich engagierter