Gemeinsame Anstrengungen für mehr Transparenz
Liebe Blogleser,
nach der Umstellung unseres gesamten Sortiments auf 100 Prozent zertifiziert nachhaltigen Kakao ist für uns der nächste Schritt, den Kakaobezug transparenter zu machen, indem wir eine Rückverfolgbarkeit bis zur Erzeugerorganisation erreichen. Denn wir sind überzeugt, dass sich nur so die sozialen und ökologischen Bedingungen im Kakaoanbau verbessern lassen. Das können wir nicht überall allein, dafür brauchen wir verlässliche und vor Ort erfahrene Partner. Einer dieser Partner ist das saarländische Familienunternehmen Fuchs & Hoffmann. Mit dem Geschäftsführer Olaf Reichardt habe ich mich kürzlich über die Situation am Kakaomarkt unterhalten.
Olaf Reichardt
Herr Reichardt, RITTER SPORT und Fuchs & Hoffmann arbeiten ja schon seit vielen Jahren zusammen. Woher stammt der Kakao, den wir aktuell über Sie beziehen?
Aus zertifiziert nachhaltigem Anbau. RITTER SPORT hat ja schneller als der Durchschnitt der Schokoladenbranche erreicht, dass 100 Prozent des eingesetzten Rohkakaos aus zertifiziertem Anbau kommen. Geographisch stammt ein Teil dieses Kakaos aus verschiedenen Ursprungsländern in West-Afrika. Ab 2019 wird dieser West-Afrika Kakao konkret aus Côte d’Ivoire, Ghana, und Nigeria kommen.
Das heißt, wir wissen dann ganz genau, woher und von wem unser Kakao stammt?
Ja. Der erste Schritt ist der Bezug von ausschließlich nachhaltig zertifiziertem Kakao. Im nächsten Schritt wird die Herkunft des Kakaos noch transparenter, indem wir gemeinsam mit RITTER SPORT eine noch weitergehende Zusammenarbeit mit fest definierten Kooperativen vereinbaren.
Wie hat sich Ihrer Erfahrung nach der Anbau von zertifiziertem Kakao entwickelt und welche Veränderungen hat dies mit sich gebracht?
Der Anteil von zertifiziertem Rohkakao aus nachhaltigem Anbau hat sich in den letzten zehn Jahren erheblich gesteigert und liegt bei Fuchs & Hoffmann bereits bei circa 70 Prozent der Gesamtmenge. Durch die damit verbundenen Prämienzahlungen hat sich auch die Einkommenssituation der Kakaobauern verbessert. Darüber hinaus sind Strukturen entstanden, die den Kakaobauern helfen, effizienter, wirtschaftlicher und damit auch nachhaltiger zu arbeiten.
Welche Bedeutung hat die Zusammenarbeit von RITTER SPORT und Fuchs & Hoffmann für die Ursprungsländer?
Zum einen gibt es eine langfristige vertragliche Zusammenarbeit bei dem Bezug von nachhaltig zertifiziertem Kakao. Dies gibt uns, aber vor allem auch den Kakaobauern, Planungssicherheit. Darüber hinaus stehen wir in einem engen Dialog hinsichtlich einer noch weitergehenden Zusammenarbeit mit fest definierten Kooperativen. Außerdem werden weitere Programme erarbeitet, die die Kakaobauern noch wettbewerbsfähiger machen sollen. Da nicht in allen Ursprungsländern die gleichen Verhältnisse und damit auch die gleichen Herausforderungen vorherrschen, müssen diese Maßnahmen individuell angepasst werden.
Wo liegen aus Ihrer Sicht die zentralen Herausforderungen im Kakaoanbau?
Es gibt eine fehlende Wettbewerbsfähigkeit der Kakaobauern in West-Afrika: Kleine Farmgrößen, im Verhältnis niedrige Hektarerträge, die Anzahl der Familienmitglieder, die direkt oder indirekt vom Kakaoanbau leben, ist zu hoch, das Bildungsniveau ist noch zu gering und oft sind auch die Eigentumsverhältnisse für die Farm nicht geklärt.
Darüber hinaus steigen die qualitativen Anforderungen im Bereich Schwermetalle, Mineralölbestandteile, Pestizide etc. und überfordern bei der Umsetzung zum Teil die Ursprungsländer.
Und wie kann man dem begegnen?
Die Kakao- und Schokoladenindustrie hat in den vergangenen zehn Jahren erhebliche Investitionen in einen nachhaltigen Kakaoanbau geleistet. Ohne ein entsprechendes Engagement seitens der Regierungen der Ursprungsländer wird dieser schon vielversprechende Weg aber nicht zum Ziel führen. Investitionen in Infrastruktur, Bildung, Diversifikation der angebauten Produkte und auch transparente Preismodelle sind dringend erforderlich. Es sollte ein noch höherer Anteil der Einnahmen aus dem Kakaoexport auch zurück in den Sektor investiert werden – also bei den Bauern ankommen. Insbesondere in West-Afrika, wo der Kakaomarkt stark staatlich reguliert ist, gibt es noch sehr viel Luft nach oben.
Auf der anderen Seite gilt Schokolade bei Verbrauchern und damit auch für den Lebensmitteleinzelhandel speziell in Deutschland als „preissensibler Artikel“ und die Bereitschaft höhere Preise zu bezahlen, ist zu gering ausgeprägt. Auch hier wird in Zukunft ein Umdenken nötig sein.
Die sozialen und ökologischen Bedingungen im Kakaoanbau werden sich dauerhaft nur verbessern, wenn alle Beteiligten sich dafür engagieren und intensiv daran arbeiten.
Vielen Dank, Herr Reichardt, dass Sie sich Zeit für mich und unseren Blog genommen haben. Auch wenn unser erstes Etappenziel erreicht ist, bleibt also noch viel zu tun. Ich werde euch hier natürlich weiter auf dem Laufenden halten. Wenn ihr Fragen habt, hinterlasst uns doch gerne einen Kommentar.
0 Kommentare