El Cacao nach dem Hurrikan – ein Lagebericht
Hauke, Du warst gerade erst wieder auf El Cacao, unserer Kakaofarm in Nicaragua. Wie sieht es dort aus? Du hast ja auch die Schäden direkt nach dem Hurrikan gesehen!
Die ersten Bilder, die das Team vor Ort unmittelbar nach dem Hurrikan gemacht hat, sahen teilweise wirklich schlimm aus. Unsere Kakaobäume waren zum Teil nur noch blattlose Gerippe und zahlreiche Schattenbäume waren vom Hurrikan umgeworfen worden. Da blutet einem das Herz. Dennoch: Wir hatten trotz aller Schäden großes Glück. Von unseren Kolleginnen und Kollegen ist niemand verletzt worden. Das war und ist das Wichtigste.
Als ich letzte Woche auf El Cacao ankam, hatte sich die Farm auf den ersten Blick schon wieder weitgehend von den Sturmschäden erholt. Bei genauem Hinsehen erkennt man natürlich, wo Bäume Äste verloren haben oder neue Bäume nachgepflanzt werden mussten. Aber alles in allem wird es inzwischen wieder grün und der Kakao beginnt wieder zu wachsen.
Dann ist es also gar nicht so schlimm wie anfangs befürchtet?
So pauschal kann man das nicht sagen. Die Erholungsphase der Bäume dauert noch immer an. Man muss sich vorstellen, erst müssen die Blätter nachwachsen, dann erst kann der Baum seine Kraft wieder in die Blütenbildung stecken. Diese müssen dann bestäubt werden und die Früchte brauchen dann auch noch rund 6 Monate, bis wir sie ernten können. Und weil das alles auch noch mit der für die Region typischen Trockenzeit zwischen März und Mai zusammenfiel, hat diese Erholungsphase ein paar Monate länger gedauert. Es wird durchaus auch Auswirkungen auf unsere diesjährigen Erntemengen haben. Diese Erfahrung haben wir in der Vergangenheit ja auch schon in unserem Cacao-Nica Programm gemacht: Als 2021 zwei Hurricanes den Norden Nicaraguas und damit Kakaobäume vieler unserer Partnerinnen und Partner getroffen hatten.
Gib es Schäden, die bis heute sichtbar sind?
Neben der eben erwähnten Veränderungen bei den Kakaobäumen (z.B. fehlende Äste) sieht man vor allem in den geschützten Waldgebieten, die ja fast die Hälfte der Fläche unserer Farm ausmachen, viele umgestürzte Bäume – insbesondere an den Waldrändern.
Und eine persönliche Wahrnehmung von mir, man stößt aktuell immer wieder auf Kakaofrüchte die „angeknabbert“ sind. Das hatten wir vorher so gut wir gar nicht. Wir gehen davon aus, dass auch in den Waldgebieten aufgrund des Sturmes sich das Nahrungsangebot für viele Tiere verringert hat, so dass die Kakaofrüchte als Nahrungsersatz dienen müssen.
Können wir uns zukünftig besser auf solche Naturkatastrophen vorbereiten?
Wir machen uns ja immer Gedanken darüber, wie wir den Kakaoanbau angesichts der aufgrund des Klimawandels zunehmenden Wetterextremen widerstandsfähiger machen können. Das betrifft längst nicht nur El Cacao, sondern auch die Bäuerinnen und Bauern, mit denen wir im Rahmen unserer Programme zusammenarbeiten. Um aber ein konkretes Beispiel zu nennen: Auf El Cacao beginnen wir damit, die Grünstreifen entlang der Wege noch stärker aufzuforsten, beispielsweise mit Bananen und anderen Windbrechern, um die Farm gesamtheitlich noch weiter zu verdichten und damit dem Wind weniger Angriffsfläche zu bieten. Durch unseren Agroforst-Ansatz haben wir heute schon ein fast geschlossenes System, das wollen wir nun in bisher ungenutzten Ecken noch vervollständigen.
Hauke, vielen Dank für deinen anschaulichen Bericht. Daran sieht man doch mal wieder, dass der Aufbau so einer Plantage mit einem nicht unerheblichen – auch finanziellen – Risiko verbunden ist. Dass wir trotz aller „Rückschläge“ daran festhalten, spricht für uns – finde ich.
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